Baubranche 2024: Entwicklung & Prognose für die Zukunft

Wie geht es der Baubranche in Zukunft? Dieser spannenden Frage gehen wir in diesem Artikel nach. Wir werfen einen Blick auf die bisherige Entwicklung der Baubranche 2023 sowie auf die aktuellen Prognosen zur Baukonjunktur 2024 in Deutschland.

Aktuelle Zahlen aus 2023: Baukonjunktur in Deutschland

Im vergangenen Jahr hatten wir prognostiziert, dass das Jahr 2023 ein durchwachsendes Jahr für die Baubranche werden würde. Herausforderungen wie Baustoffmangel, hohe Baustoffpreise, steigende Zinsen und die damit einhergehende geringere Nachfrage von Bauleistungen sollten die Branche prägen und die Baukonjunktur im Jahr 2023 negativ beeinflussen.

 

Insbesondere im Wohnungsbau sahen – trotz ambitionierter Ziele der Bundesregierung – die Prognosen für 2023 nicht rosig aus und auch ein Rückgang der Anzahl der Beschäftigten wurde erwartet. Doch seitdem ist viel passiert. Wie sich die Baukonjunktur unter Einfluss der politischen und wirtschaftlichen Lage auf das Bauwesen konkret entwickelt hat, lesen Sie im Folgenden.

Sinkende Umsätze in den ersten Monaten 2023

Die reale Entwicklung der Baubranche von Januar bis September 2023 sieht wenig rosig aus. Laut Statistischem Bundesamt ergibt sich folgendes Bild:

Umsatz im Bauhauptgewerbe, Januar bis September 2023:

  • -3,6 Prozent zum Vorjahreszeitraum (real)
  • +4,9 Prozent zum Vorjahreszeitraum (nominal)

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe, Januar bis September 2023:

  • -5,6 Prozent zum Vorjahreszeitraum (real, kalender- und preisbereinigt)
  • +3,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum (nominal)

Fortdauernde Krisen bremsen Baukonjunktur 2023

2022 sollte die Baukonjunktur in Deutschland nach den anhaltenden Folgen der Corona-Pandemie wieder an Fahrt gewinnen. Die Krise sollte überwunden werden. Doch dann der Schock: Anfang 2022 startete Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Probleme verschärften sich. Weitere Roh- und Baustoffe – wie Stahl, Bitumen oder Gas, die aus Russland, Belarus oder der Ukraine bezogen werden – waren nun plötzlich ebenfalls knapp.

 

Auch im Jahr 2023 wurde die Bauwirtschaft weiterhin maßgeblich von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und den damit einhergehenden Herausforderungen beeinflusst. Steigende Energiepreise und die zunehmende Inflation verstärkten die bereits angespannte wirtschaftliche Situation.

 

Laut dem Statistischen Bundesamt fiel die Inflationsrate im November 2023 auf den niedrigsten Stand seit August 2021, bewegt sich aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise im November 2023 um 3,2 Prozent, was die anhaltende Tendenz zu einer hohen Inflation in Deutschland seit Juli 2021 unterstreicht.

Weniger Aufträge, mehr Stornierungen

Die weltwirtschaftliche Lage macht eine Planung unmöglich. Die Material- und Energiepreise jagen einen Rekord nach dem anderen. Laut ifo-Institut sind im Oktober 2023 22,2 Prozent der befragten Unternehmen von Stornierungen im Wohnungsbau betroffen. Die Auftragsstornierungen im Wohnungsbau erreichen damit einen neuen Höchststand. „Es wird immer schlimmer, mehr und mehr Projekte scheitern am gestiegenen Zinsniveau und den teuren Baupreisen“, so Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen.

 

Die Anzahl der Baugenehmigungen geht laut den Angaben des Statistischen Bundesamts drastisch zurück:

  • -37,8 Prozent bei Einfamilienhäusern
  • -52,5 Prozent bei Zweifamilienhäusern
  • -28,0 Prozent bei Mehrfamilienhäusern

Von Januar bis August 2023 wurden 69.100 Wohnungen weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum – das entspricht einem Rückgang von 28,3 Prozent. Besonders bemerkbar macht sich der Negativtrend bei Ein- und Zweifamilienhäusern.

 

Wie sich diese Fakten konkret auf die Entwicklung in der Baubranche auswirken, zeigt die Tagesschau im folgenden Video:

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Ziel der Regierung im Wohnungsbau nicht haltbar

Das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu errichten, wurde bereits 2022 deutlich verfehlt. Laut Destatis wurden 2022 lediglich 295.300 Wohnungen fertiggestellt. Berechnungen des ifo Instituts zufolge kann das Ziel auch 2023 nicht erreicht werden. Das Institut rechnet mit einer Fertigstellung von rund 245.000 Wohnungen. Grund hierfür seien vor allem die „erhebliche Verteuerung der Finanzierung und der Bauleistungen“.

 

Im Talk mit ARD-Moderatorin Sandra Maischberger im September 2023 stellte Bauministerin Klara Geywitz klar, dass das Wahlversprechen, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr, in dieser Legislaturperiode nicht eingehalten wird (Quelle: WELT). Das Versprechen sei schon von Anfang an sehr ambitioniert gewesen und aufgrund der aktuellen strukturellen Probleme und Zinssteigerungen im Jahr 2023 nicht mehr umsetzbar.

Zukunft der Baubranche: Prognose zur Entwicklung 2024

Explodierende Baustoffpreise, knappes Baumaterial, Fachkräftemangel und eine hohe Inflation – die unsichere weltwirtschaftliche Lage macht eine genaue Konjunkturprognose für die Bauwirtschaft im Jahr 2024 schwierig. Dennoch haben wir hier ein paar Einschätzungen für Sie gesammelt.

Ambitionierte Ziele des „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“

400.000 Wohnungen pro Jahr sind nicht realistisch

All diese Maßnahmen sollen das große Ziel, 400.000 Wohnungen pro Jahr fertigzustellen, unterstützen. Verschiedene Prognosen zeigen allerdings, dass dieses Ziel in naher Zukunft nicht erreicht werden wird:

  • Für 2023 erwartet der ZDB die Fertigstellung von 271.000 Wohneinheiten. Im Jahr 2024 rechnet der Verband, nach den derzeitigen Investitionsbedingungen, nur noch mit der Fertigstellung von 235.000 Wohnungen.
  • Das ifo Institut prognostiziert sogar noch niedrigere Zahlen: Ihren Berechnungen zufolge werden 2024 lediglich 210.000 Wohnungen fertiggestellt. Für das Jahr 2025 rechnen sie mit einer Fertigstellung von rund 175.000 Wohnungen in neuen Wohngebäuden.

Schlechte Prognosen für die Baubranche 2024

Am 6. Dezember 2023 verkündete der Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB) seine Prognosen für die Bauwirtschaft im Jahr 2024.

 

2024 soll der Umsatz laut ZDB im Bauhauptgewerbe real um 3 Prozent sinken.

 

Der nominale Umsatz von 162,5 Milliarden Euro im Jahr 2023 soll im Jahr 2024 auf 154,4 Milliarden Euro fallen. 2024 soll außerdem die Anzahl der Beschäftigten deutlich sinken – um ganze 30.000 Mitarbeitende. Das hätte zur Folge, dass die Anzahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe unter die Marke von 900.000 Beschäftigten fallen würde.

Umsätze im Wohnungsbau sinken am stärksten

Laut ZDB leide insbesondere der Wohnungsbau unter den weltwirtschaftlichen Folgen und verzeichne seit eineinhalb Jahren einen permanenten Auftragsrückgang, welcher sich auch 2024 nicht dem Ende zuneigt. Im Bereich Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau hingegen ist 2024 insgesamt mit einer leicht aufsteigenden Tendenz zu rechnen. Folgende Entwicklung sieht der Verband voraus:

 

Realer Umsatz im Wohnungsbau:

  • 2023: -10,6 Prozent
  • 2024: -13,3 Prozent

Realer Umsatz im Wirtschaftsbau:

  • 2023: -2,0 Prozent
  • 2024: +2,7 Prozent

Realer Umsatz im öffentlichen Bau:

  • 2023: -1,8 Prozent
  • 2024: +2,7 Prozent

 

In absoluten Zahlen sowie mit nominaler Veränderung sehen die Prognosen des ZDB so aus:

Im Wohnungsbau muss die Baubranche laut Prognosen für 2024 einen erheblichen Umsatzrückgang erwarten.

Im Wohnungsbau muss die Baubranche laut Prognosen für 2024 einen erheblichen Umsatzrückgang erwarten.

Forderungen des ZDBs für 2024

Schubert-Raab, Präsident des ZDB, fordert die Bundesregierung auf, für das kommende Jahr 2024 schnell Planungssicherheit zu schaffen. Seine Forderungen konzentrieren sich besonders auf die Sicherstellung der Budgetierung für Schlüsselbereiche wie Wohnungsbau, Infrastruktur sowie Klima- und Energiewende. Außerdem fordert er:

 

„Wir brauchen zügig grünes Licht für die Investitionen und Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld ab April 2024, um die Beschäftigten halten zu können. Insgesamt brauchen wir eine Wirtschaftspolitik, die für vernünftige und verlässliche Rahmenbedingungen sorgt. Dazu gehören auch konkurrenzfähige Steuern, eine Abgabenlast von maximal 40 % und wettbewerbsfähige Energiepreise.“ – Schubert-Raab, ZDB

Baukonjunktur in Österreich & der Schweiz

Ein ähnliches Bild wie in Deutschland zeichnet die Stimmung und die Entwicklung der Baukonjunktur in Österreich und der Schweiz. Auch hier waren die Bauunternehmen 2022 und 2023 mit explodierenden Baustoffpreisen, Inflation und eklatantem Fachkräftemangel konfrontiert.

Fachkräftemangel: Personelle Kapazitätsgrenzen erreicht

In der österreichischen Bauindustrie herrscht weiterhin ein akuter Fachkräftemangel, der sich negativ auf die gesamte Branche auswirkt. Besonders mittelständische Betriebe sind von dem Mangel betroffen, welcher durch den demografischen Wandel und die Abwanderung von Arbeitskräften verschärft wird (Quelle: ÖGVS). WKÖ-Präsident Mahrer fordert eine Strategie für qualifizierte Zuwanderung, um den hohen Arbeitskräftebedarf zu decken und offene Stellen zu besetzen (Quelle: WKO).

Auf und Ab in der Bauwirtschaft

Laut Konjunkturerhebung der WKO stieg der Auftragsbestand im österreichischen Baugewerbe im 3. Quartal 2022 leicht auf durchschnittlich 17,9 Wochen an, wobei die Entwicklung regional unterschiedlich verlief.

 

Dies setzte sich 2023 nicht ganz fort. Im dritten Quartal 2023 sank der Auftragsbestand im österreichischen Baugewerbe auf 14,5 Wochen. Insgesamt beurteilten die Geschäftslage im 3. Quartal 2023

  • 20 Prozent der Betriebe mit „gut“ (29 Prozent im Vorjahr)
  • 42 Prozent mit „saisonüblich“ (50 Prozent im Vorjahr)
  • 38 Prozent mit „schlecht“ (21 Prozent im Vorjahr)

 

Positiver sieht die Entwicklung in der Schweiz aus: Im 3. Quartal 2022 verzeichnet der Bauindex Schweiz laut Credit Suisse AG / SBV einen Anstieg von 145 Punkten im 3. Quartal 2021 auf einen neuen Höchststand von 158 Punkten. Auch im 3. Quartal 2023 stieg der Index weiter an und verzeichnete gegenüber dem Vorjahresquartal einen Anstieg um 2 Prozent.

Erholung nach Stagflation in Österreich

Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) gab in seinem Bericht aus Oktober 2022 bekannt, dass die österreichische Wirtschaft das erste Mal seit den 1970er-Jahren auf eine Stagflation zusteuert. Dem verarbeitenden Gewerbe drohte die Rezession.

 

Im Jahr 2023 zeichnete sich eine allmähliche Erholung der Wirtschaftslage ab, wie aus einem Bericht der Österreichischen Nationalbank (OeNB) vom Juni 2023 hervorgeht. Für das Jahr 2023 wird ein moderates BIP-Wachstum von 0,5 Prozent erwartet. Diese positive Wendung deutet auf eine Stabilisierung der Wirtschaft hin.

 

Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) gibt in seinem Bericht aus Oktober 2023 bekannt, dass die österreichische Wirtschaft eine milde Rezension (-0,8 Prozent) erlebt. Im Jahr 2024 führen signifikante Zuwächse im Realeinkommen und eine Belebung des globalen Handels zu einer Erholung der Konjunktur, wobei das reale Bruttoinlandsprodukt um 1,2 Prozent steigt. In der Baubranche hingegen wird sich die Rezession weiter verschärfen.

Schwankende Dynamik im Schweizer Baugewerbe

Im Jahr 2022 hielt die Schweizer Baubranche ihr hohes Aktivitätsniveau aufrecht und erzielte einen Umsatz von 23,3 Milliarden Schweizer Franken, was einem nominalen Anstieg von 0,7 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Trotz dieses Wachstums verzeichnete die Branche aufgrund des signifikanten Anstiegs der Materialkosten einen realen Produktionsrückgang von 2,0 Prozent, was zu sehr niedrigen Gewinnmargen führte (Quelle: SBV).

 

Nach einem starken Jahresbeginn verzeichnete das Schweizer Bauhaupt- und Ausbaugewerbe im März 2023 einen stagnierenden Trend. Die Hochbausumme wuchs im Vergleich zum Vorjahresmonat nur marginal um 0,2 Prozent, mit regionalen Unterschieden. Besonders stark war der Rückgang im Mehrfamilienhausbau. Im März fiel die Summe der Mehrfamilienhäuser um 13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat (Quelle: Baublatt).

 

Auch im November 2023 musste das Schweizer Bauhaupt- und Ausbaugewerbe einen deutlichen Rückgang in der Hochbausumme gegenüber dem Vorjahresmonat hinnehmen. Während die Deutschschweiz einen signifikanten Rückgang von 17,6 Prozent verzeichnete, konnten die Romandie und das Tessin ein Wachstum erzielen, was auf starke regionale Unterschiede in der Bautätigkeit hinweist (Quelle: Baublatt). Wie sich die aktuellen Entwicklungen auf die Schweizer Baukonjunktur 2024 auswirken, bleibt abzuwarten.

Zukunft der Baubranche: Unvorhersehbar und spannend.

Zukunft der Baubranche: Unvorhersehbar und spannend.

Fazit: Durchwachsene Zukunft der Baubranche für 2024 erwartet

Baustoffmangel, hohe Baustoffpreise, steigende Zinsen, die damit einhergehende geringere Nachfrage von Bauleistungen und vieles mehr wirkt sich negativ auf die Baukonjunktur im Jahr 2024 in Deutschland aus. Insbesondere im Wohnungsbau sind – trotz ambitionierter Ziele der Bundesregierung – die Prognosen für das kommende Jahr nicht rosig. Zudem wird ein deutlicher Rückgang der Anzahl der Beschäftigten erwartet.

 

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