
Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig – aber er ist etwas schwächer als beim Allzeithoch im Frühjahr 2022. Erfahre mehr über die Gründe, die Prognosen für die nächsten Jahre und den Ausweg durch Rekrutierung bisher unterrepräsentierter Bevölkerungsgruppen.
In diesem Artikel:
- Welche Mangelberufe gibt es derzeit per Defintion in Deutschland, Österreich und der Schweiz?
- Wie sieht die mittelfristige Prognose aus?
- Attraktivierung der Lehrberufe
- Alternative Lösungsansätze über KI, Automatisierung und verbesserte Kinderbetreuung
Seit fast einem Jahrzehnt ist der Arbeits- und Fachkräftemangel weltweit spürbar – vielleicht ist er auch in Ihrem Unternehmen schon angekommen. In allen EU-Ländern mangelt es an Arbeits- und Fachkräften. Fast zwei Drittel der kleinen und mittleren Unternehmen geben an, dass ihnen die nötigen Fachkräfte fehlen. Laut ManPower Group liegt Japan mit 85 Prozent voran, gefolgt von Deutschland, Griechenland und Israel mit jeweils 82 Prozent, danach sind mit 80 Prozent Portugal und Irland gereiht. Den geringsten Fachkräftemangel hat aktuell Finnland mit 59 Prozent. Besonders betroffen ist das Bau- und Baunebengewerbe.
Die Mangelberufe unserer Zeit
Die EU-Kommission hat 42 Berufe ermittelt, die mit Engpässen zu kämpfen haben. Verarbeitende Unternehmen und Architekturbüros in Deutschland haben als Gewerk mit dem größten Mangel an Fachkräften etwa das Maurerhandwerk genannt, siehe BauInfoConsult. Hier könnten neue technische Innovationen, wie ein kürzlich präsentierter Ziegelroboter names WLTR Abhilfe schaffen. Weiters genannt wurden SHK-Installations-, Heizungs- sowie Trockenbau-Fachkräfte.

Die aktuelle Situation im DACH-Raum
Der Rückgang des Wirtschaftswachstums besonders im Wohnbau und anderen Bereichen des Hochbaus (Österreich -3,5 %, Deutschland -4 %, Schweiz –2 %) hat die Suche nach Personal etwas entschärft.
Hohe Bauzinsen, steigende Kosten z.B. für Baumaterialien und Fachkräftemangel trüben die Geschäftserwartungen im Baugewerbe laut Deutscher Industrie- und Handelskammer.
In Österreich sehen zwei Drittel der Unternehmen den Fachkräftemangel grundsätzlich als hohes Risiko für die Zukunft ihres Betriebs, noch vor hohen Rohstoffpreisen, möglicher Rezession und Inflation. Ähnliche Erfahrungswerte zeigt eine Studie des Schweizerischen Baumeisterverbandes und die Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer von Herbst 2024.
Lesetipp: Wie Digitalisierung den Fachkräftemangel entgegenwirken kann, lesen Sie in unserem Artikel „Fachkräftemangel im Mittelstand – Erfolgsfaktor Digitalisierung“.
MIttelfristiger Ausblick
66 Prozent der Betriebe befürchten in den nächsten 3 Jahren eine weitere Verschärfung des Arbeits- und Fachkräftemangels in ihrer Branche, 41 Prozent sogar eine starke Zunahme, da eine deutliche Abnahme der berufstätigen Personen zu erwarten ist. Zwischen 2015 und 2020 ist die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in den EU-Mitgliedstaaten um 3,5 Millionen geschrumpft, bis 2050 wird sich diese Zahl auf 35 Millionen verzehnfachen. Gleichzeitig sind derzeit 21 Prozent der 20- bis 64-Jährigen in der EU nicht erwerbstätig und benötigen gezielte Unterstützung für den (Wieder-)Eintritt in den Arbeitsmarkt.

Frauen, ältere Menschen und gering qualifizierte Arbeitskräfte stellen das größte ungenutzte Arbeitskräftepotenzial in der EU dar.
Attraktivierung des Lehrberufes
Als wichtigste Maßnahmen zur Verringerung des Arbeits- und Fachkräftemangels sehen betroffene Unternehmen die Erhöhung der Beschäftigungsanreize für Arbeitslose, Anreize für Vollzeitbeschäftigung bzw. für eine Ausdehnung der Arbeitszeit sowie eine Attraktivierung der Lehrlingsausbildung. Bei Lehrlingen bestehen die häufigsten und größten Rekrutierungsschwierigkeiten. Die absolute und relative Zahl an Erwerbspersonen mit Lehrabschluss ist seit Jahren rückläufig. Dies liegt aber laut Arbeitskräfteradar 2024 nicht an einer mangelnden Ausbildungsbereitschaft der Betriebe DACH-weit, denn mehr als die Hälfte der Betriebe würde mehr Lehrlinge ausbilden.

unausgeschöpftes potential
Neben der Forcierung der Lehre kann Kinderbetreuung im Kampf gegen den Fachkräftemangel zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen beitragen, die Beschäftigung Älterer und Langzeitarbeitsloser fördern, mehr auf modulare Lösungsansätze setzen, Arbeitskräfte aus dem Ausland anwerben, wobei viele osteuropäische Länder ihre verbliebenen Fachkräfte bereits selbst zu halten versuchen, verstärkt Automatisierung auf der Baustelle realisieren und Schulungsprogramme vorantreiben.
Faktoren Automatisation, KI und Kreislaufwirtschaft
Denn die Anwendung moderner Informationstechnologien bestimmt mehr und mehr den Alltag in Bauunternehmen. Im digitalen Bereich wird der verstärkte Einsatz fortschrittlicher Technologien wie KI und Big Data neben den zunehmenden Cybersicherheitsrisiken den Weiterbildungsbedarf erhöhen. Bis 2030 sollen 3,5 Millionen neue Arbeitsplätze in den Sektoren der erneuerbaren Energien geschaffen werden. Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft wird sich auch auf die Arbeitsmärkte in allen Sektoren auswirken und die Kompetenzentwicklung ist von entscheidender Bedeutung für die Unterstützung aller Wirtschaftssektoren. In einer kürzlich durchgeführten Eurobarometer-Umfrage gaben fast 4 von 5 KMU an, dass es für sie schwierig sei, Arbeitskräfte mit den richtigen Qualifikationen zu finden und mehr als die Hälfte hält es für schwierig, qualifizierte Arbeitskräfte zu halten.
Strategisches Umdenken
Die EU-Kommission sieht neben dem deutlichen Altersüberhang den Übergang der EU zu einer grünen und digitalen Wirtschaft als Haupttreiber des Fachkräftemangels, gefordert ist eine Umstrukturierung der Volkswirtschaften und Arbeitsmärkte. Ein erfolgsversprechender Ausweg ist daher sicher auch im Bedarfsfall ein fundamentales strategisches Umdenken.
Lesetipp: Wie es aktuell um die Baubranche steht, lesen Sie in unserem Artikel „Entwicklung der Baubranche“.
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