Die Bauweise der Zukunft ist grün, nachhaltig und klimaneutral. Doch wie kann ein Gebäude tatsächlich klimaneutral werden und welche Anforderungen spielen dabei eine Rolle? In diesem Beitrag finden Sie heraus, wie Green Building-Zertifikate eine Schlüsselrolle für zukunftsfähige Bauvorhaben einnehmen.
Das Wichtigste im Überblick:
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Klimaneutrale Gebäude minimieren ihren CO₂-Ausstoß über den gesamten Lebenszyklus und gleichen unvermeidbare Emissionen aus.
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Die Nutzung erneuerbarer Energiequellen und energieeffiziente Bauweise sind entscheidend für die Klimaneutralität.
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Green Building-Zertifikate bewerten Gebäude nach Kriterien wie Energieeffizienz, Materialwahl und Ressourcenschonung.
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Zertifikate wie DGNB, LEED und BREEAM setzen internationale Maßstäbe für nachhaltiges Bauen.
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Der Weg zu einem klimaneutralen Gebäude umfasst Planung, Materialwahl, Energieberatung und Zertifizierung.
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Unternehmen profitieren durch Kosteneinsparungen, Förderungen und Imagegewinn.
Was sind klimaneutrale Gebäude?
Klimaneutrale Gebäude sind Bauwerke, die über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg keine oder nur geringe CO₂-Emissionen verursachen. Dabei werden verbleibende Emissionen durch Ausgleichsmaßnahmen kompensiert.
Die klimaneutrale Bauweise ist wichtig für das Erreichen der EU-Klimaziele. Diese Ziele verlangen bis 2050 eine deutliche Reduzierung der CO₂-Emissionen. Klimaneutrale Gebäude senken den Energieverbrauch und schonen Ressourcen. Sie tragen aktiv zum Umweltschutz bei.
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Die aktuellen Emissionen im Gebäudesektor in Deutschland betragen etwa 120 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr (Stand: 2022). Dies entspricht rund 30 % der gesamten CO₂-Emissionen des Landes. Bis zum Jahr 2050 soll der Gebäudesektor klimaneutral werden, was bedeutet, dass die Emissionen auf nahezu null Tonnen CO₂ reduziert werden müssen.
Welche Anforderungen haben klimaneutrale Gebäude?
Damit ein Gebäude als klimaneutral gilt, muss es gewisse Anforderungen erfüllen.
- Nutzung erneuerbarer Energiequellen: Klimaneutrale Gebäude müssen möglichst viel Energie aus erneuerbaren Quellen wie Solar-, Wind- oder Geothermieanlagen beziehen. Dies reduziert den CO₂-Ausstoß und macht das Gebäude unabhängiger von fossilen Energieträgern.
- Effiziente Bau- und Dämmmaterialien: Der Einsatz von hochmodernen und nachhaltigen Materialien für den Bau und die Dämmung ist entscheidend. Gute Dämmung verringert Wärmeverluste und sorgt für einen geringeren Energiebedarf.
- Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks: Die Reduktion von Emissionen umfasst alle Lebensphasen des Gebäudes, von der Planung über die Errichtung bis zur Nutzung und dem Rückbau. Materialauswahl, Bauweise und Betrieb müssen so gestaltet werden, dass möglichst wenig Emissionen entstehen.
- Optimierung des Wasserverbrauchs: Wassersparende Systeme und die Nutzung von Regenwasser spielen eine wichtige Rolle bei der Ressourcenschonung und der Minimierung des ökologischen Fußabdrucks.
- Langlebigkeit und Anpassungsfähigkeit: Klimaneutrale Gebäude müssen für eine lange Lebensdauer ausgelegt und an zukünftige Anforderungen anpassbar sein. Dies vermeidet den Abriss sowie Neubau und spart Ressourcen.
Das Erfüllen dieser Anforderungen gilt als Voraussetzung für ein Green Building-Zertifikat.
Was ist ein Green Building Zertifikat?
Ein Green Building-Zertifikat ist eine Auszeichnung für Bauwerke, die hohe Standards in den Bereichen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Ressourcenschonung erfüllen. Es bewertet Gebäude nach Kriterien wie der umweltfreundlichen Bauweise, dem Einsatz nachhaltiger Materialien, der effizienten Nutzung von Energie und Wasser sowie der Verbesserung der Raumluftqualität. Ziel dieser Zertifizierungssysteme ist die Minimierung der ökologischen Auswirkungen von Gebäuden und gleichzeitig die Verbesserung des Komforts und die Gesundheit der Nutzer.
Welche Green Building-Zertifikate gibt es?
Zu den bekanntesten Zertifikaten gehören das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen (DGNB), Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) und das Building Research Establishment Environmental Assessment Method (BREEAM).
Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die Unterschiede und Schwerpunkte der drei wichtigsten Green Building-Zertifikate. Die Tabelle zeigt, wie sie jeweils die Nachhaltigkeitskriterien für Gebäude bewerten.
Zertifikat | DGNB | LEED | BREEAM |
Herkunft | Deutschland | USA | Großbritannien |
Schwerpunkte | Umfasst ökologische, ökonomische und soziale Aspekte für eine ganzheitliche Nachhaltigkeit. | Fokussiert stark auf Energieeffizienz, Ressourcenschonung und die Reduktion des CO₂-Ausstoßes. | Legt den Schwerpunkt auf Energieeffizienz, Umweltauswirkungen und Anpassungsfähigkeit an nationale Anforderungen. |
Besonderheiten | Bewertet den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes und bietet flexible Anpassungen für verschiedene Gebäudetypen. | Weltweit weit verbreitet mit umfassenden Kriterien für nachhaltige Gebäudeplanung und -betrieb. | Hohe Flexibilität bei der Anpassung an regionale Standards und ein starker Fokus auf Umweltaspekte. |
Der Weg zu einem klimaneutralen Gebäude – Schritt für Schritt
Der Weg zu einem klimaneutralen Gebäude erfordert sorgfältige Planung und die Umsetzung gezielter Maßnahmen. Nachfolgend finden Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Sie ein klimaneutrales Gebäude realisieren können.
- Planung und Energieberatung:
Im ersten Schritt steht eine umfassende Energieberatung. Experten analysieren den Energiebedarf des Gebäudes und erstellen ein Konzept zur Minimierung von Emissionen. Dazu gehört die Optimierung der Gebäudegestaltung zur Reduzierung der Wärmeverluste und Maximierung der Nutzung erneuerbarer Energien.
- Auswahl nachhaltiger Baumaterialien:
Klimaneutrale Gebäude erfordern den Einsatz von ressourcenschonenden, langlebigen und nachhaltigen Baumaterialien. Dabei wird auf schadstoffarme Baustoffe und Recyclingmöglichkeiten geachtet. Diese gewährleisten einen möglichst geringen ökologischen Fußabdruck.
- Optimierung der Bauweise:
In dieser Phase wird sichergestellt, dass das Gebäude eine energieeffiziente Struktur hat. Hochwertige Dämmungen, luftdichte Konstruktionen und moderne Fenstertechnologien spielen eine wichtige Rolle bei der Reduzierung der Energieverluste und somit der gesamten Energiebedarfs.
- Integration erneuerbarer Energien:
Der Einsatz von Solar- oder Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen, Geothermie oder Windenergie sorgt für eine nachhaltige Energieversorgung. Die Nutzung selbst erzeugter erneuerbarer Energien ist nahezu emissionsfrei. Das reduziert gleichzeitig die laufenden Energiekosten und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.
- Technische Ausstattung und Energiemanagement:
Der Einbau energieeffizienter Heiz-, Kühl- und Lüftungssysteme sowie moderner Steuerungs- und Energiemanagementsysteme optimiert den Energieverbrauch und gewährleistet eine bedarfsgerechte Nutzung. Intelligente Systeme passen den Verbrauch an die tatsächlichen Bedürfnisse der Nutzer an.
- Zertifizierung nach Green Building-Standards:
Der nächste Schritt umfasst die Beantragung eines geeigneten Green Building-Zertifikats. Dies erfordert die Erfüllung spezifischer Kriterien und eine genaue Dokumentation der Bauweise sowie der nachhaltigen Maßnahmen.
- Laufende Überwachung und Optimierung:
Nach dem Bau wird der Betrieb des Gebäudes zwecks kontinuierlicher Optimierung des Energieverbrauchs überwacht. Regelmäßige Wartungen und die Anpassung an technologische Fortschritte sorgen dafür, dass das Gebäude langfristig klimaneutral bleibt.
Während des gesamten Prozesses können Herausforderungen wie hohe Baukosten, technische Komplexität oder behördliche Auflagen auftreten. Diese lassen sich durch eine frühzeitige Planung, den Einsatz erfahrener Fachleute und gezielte Förderprogramme überwinden.
Fazit
Klimaneutrale Gebäude sind essenziell für den nachhaltigen Umbau der Bauwirtschaft und leisten einen bedeutenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Green Building-Zertifikate bieten dabei Orientierung und fördern nachhaltige Bauweisen. Unternehmen, Bauherren und Planer können durch kluge Entscheidungen und Zertifizierungen ökologische, ökonomische und soziale Vorteile erlangen und damit den Weg zu einer klimafreundlichen Zukunft ebnen.