
Mit dem Sondervermögen in Höhe von beachtlichen 500 Milliarden Euro hat die Bundesregierung im März 2025 eine große Rettungsfinanzspritze für die marode Infrastruktur sowie den Klimaschutz in Deutschland beschlossen. Doch wurde das in Aussicht gestellte Geld für die Modernisierung von Straßen, Schulen & Co. genutzt, oder war alles am Ende doch mehr PR als ein echtes Investment in die Zukunft? Wir ziehen eine erste Bilanz nach rund einem halben Jahr Sondervermögen.
Sanierungsbedürftige Brücken, marode Schienennetze, zerfallende Schulgebäude und langsames Internet – das sind nur einige Brennpunkte der nationalen Infrastruktur in Deutschland. Zuletzt führte der Einsturz der Carolabrücke in Dresden 2024 zu hitzigen Diskussionen über den Zustand von Deutschlands Brücken. Modernisierung bisher? Fehlanzeige – Es fehlte das Geld! Das sollte das Sondervermögen 2025 endlich ändern.
Doch inzwischen werden Zweifel laut, dass die 500 Milliarden Euro für Infrastruktur und Klimaschutz mehr verschoben werden, als tatsächlich sinnvoll investiert. Doch warum kommt das Geld nicht an? War am Ende doch nur alles PR?
Was interessiert Sie besonders?
- Sondervermögen Infrastruktur: Kommt das Geld an?
- Hier bleibt der Investitionsschub aus
- Bau-Turbo Rückblick
- Infrastrukturprojekte 2025: Wer profitiert vom Sondervermögen?
- Sondervermögen für Infrastruktur: Aktuelle Herausforderungen erschweren die Lage
- Prognose: Wie steht es um die Zukunft der Infrastruktur in Deutschland?
- Fazit nach rund einem halben Jahr
Sondervermögen Infrastruktur: Kommt das Geld an?
Bis 2036 sollen rund 300 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen für die Infrastruktur- und Hochbauwirtschaft bereitstehen. Doch ein halbes Jahr nach dem Start fällt die Zwischenbilanz ernüchternd aus. Zwar sind zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht – vor allem in den Bereichen Brückenmodernisierung, Schienennetz und energetische Sanierung öffentlicher Gebäude –, doch klagen viele Länder und Kommunen über schleppende Auszahlungsvorgänge und komplexe Antragsverfahren.
Die Bauwirtschaft zeigt sich gespalten: Während große Unternehmen von ersten Ausschreibungen profitieren, warten kleinere Betriebe oft noch auf konkrete Aufträge.
Stellenweise wird bereits von einer richtigen Auftragsflaute gesprochen. Infolge der verzögerten Mittelvergabe aus dem Sondervermögen drohen zahlreiche Bauunternehmen ihre Kapazitäten nicht auszulasten und sehen sich gezwungen, Kurzarbeit anzumelden. Vielerorts stehen Betriebe bereits kurz davor oder befinden sich schon in Kurzarbeit, um Kündigungen zu vermeiden.
Die Branche warnt eindringlich davor, dass ohne eine rasche und zuverlässige Verbesserung der Auftragslage weitere Unternehmen Personal abbauen müssen und mittelständische Strukturen in Gefahr geraten.
Hier bleibt der Investitionsschub bisher aus
Gerade für finanzschwache Kommunen wird der Zugang zum erhofften Investitionsschub durch langwierige und bürokratische Verfahren erschwert. So fehlen in hunderten Städten und Gemeinden weiterhin Mittel für die Sanierung maroder Brücken, doch viele Projekte werden wegen langwieriger Genehmigungsprozesse und fehlender Planungskapazitäten gestoppt oder gar nicht erst begonnen.
Etwa 4.000 Brücken sind aktuell im höchsten Maß sanierungsbedürftig!
Auch bei der Bahn gibt es massive Defizite: Hunderte Kilometer Schienennetz müssen erneuert werden, alte Bahnhöfe und überlastete Gleise sorgen für regelmäßige Verspätungen und ineffiziente Logistik.
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Ein weiteres prominentes Beispiel des fehlenden Investitionsschubs ist der Lückenschluss der A1 in der Eifel, dessen Planung sich seit über 40 Jahren zieht und immer wieder durch Rechtsstreitigkeiten sowie Planungsänderungen verzögert wird. In diesen Bereichen verpufft der Effekt des Sondervermögens bislang.
Bau-Turbo Rückblick
Mit dem Bau-Turbo 2025 hat die Regierung einen längst überfälligen Schritt Richtung schnellerem Wohnungsbau gesetzt. Ein entscheidender Vorteil der Sonderregelungen ist wohl die Entschärfung des selbstgesetzten Jahreszieles – scheiterte die Politik zuvor noch an überambitionierten Zahlen in Höhe von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, ohne die grundlegenden Probleme wie Bürokratie und fehlende Digitalisierung anzugehen, setzt der Bau-Turbo den Fokus auf Bremsfaktoren in der Planung und Genehmigung. Mehr Digitalisierung und weniger Bürokratie für einen schnelleren Wohnungsbau.
Nachdem der Bau-Turbo am 09. Oktober durch den Bundestag beschlossen wurde, folgte am 17. Oktober die endgültige Zustimmung durch den Bundesrat.
„Die Digitalisierung der Bauwirtschaft braucht politischen Willen“ – diese Erkenntnis beschäftigte auch das 29. buildingSMART-Forum am 4. November 2025 in Berlin, bei denen Experten und Politiker das Thema Digitalisierung im Bauwesen diskutierten. Die technischen Lösungen für eine digitale Bauwirtschaft seien vorhanden oder entstehen gerade, so die Experten – es brauche die Priorität in der Politik.
Infrastrukturprojekte 2025: Wer profitiert vom Sondervermögen?
Wie die Tagesschau berichtet, plant der Bund für 2025 rund 37 Milliarden Euro in die Infrastruktur zu investieren.
Aufgeteilt in:
- 11,7 Milliarden Verkehrsbereich = darunter 2,5 Milliarden in den Erhalt von Autobahnbrücken und mehr als 7,5 Milliarden in den Erhalt von Bahnschienen.
- 1,5 Milliarden Euro aus dem Topf steckt der Bund dieses Jahr in Krankenhäuser.
- Fast drei Milliarden sollen für den Breitbandausbau für bessere Internetverbindungen genutzt werden.
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More InformationSondervermögen für Infrastruktur: Aktuelle Herausforderungen erschweren die Lage
Trotz lauter werdender Kritik: Das Geld ist da! Schuld, dass es hakt, seien Bürokratie und Fachkräftemangel, so Stimmen aus der Politik. Doch die Probleme sind nicht neu und weitere haben sich 2025 dazugesellt:
1
Strafzollmaßnahmen auf dem US-Markt: US-Präsident Trump verhängte im April 2025 Strafzölle und schwächte damit der deutschen Wirtschaft zusätzlich. Mittlerweile gibt es eine Einigung zwischen der EU und den USA von 15 % auf die meisten EU-Produkte.
2
Fachkräftemangel: Weiterhin fehlen in Deutschland knapp 400.000 Fachkräfte – Tendenz steigend. Im Bausektor bestanden zuletzt von der Planung bis zur Umsetzung große Engpässe, die Infrastruktur- und Bauprojekte zusätzlich ausbremsen.
3
Lange Dauer von Planungs- und Vergabeverfahren: Bürokratische Hürden, wie das EU-Vergaberecht und die nationale VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) führen zu umfassenden und oft langwierigen Prozessen. Der Bau-Turbo soll nun Schwung in den Bau von Wohnungen bringen und das gezielt mit weniger Bürokratie und Fokus auf digitale Prozesse. Der Bau-Turbo zeigt aber auch: Der Neubau steht im Fokus der politischen Ambitionen
4
Preissteigerungen: Das Sondervermögen sorgt auch für eine plötzlich höhere Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen im Bau – daraus resultieren Preissteigerungen und Lieferengpässe
Prognose: Wie steht es um die Zukunft der Infrastruktur in Deutschland?
Der Spezialist für Marktinformationen für die Bau- und Installationsbranche – BauInfoConsult – hat in seiner Jahresanalyse 2025/2026 Deutschland seine Prognose für die kommenden Jahre veröffentlicht – das Ergebnis? Durchwachsen.
- Die Genehmigungskonjunktur wird bis 2026 in vielen Bausegmenten wieder höchst dynamisch laufen, ein Plus an Fertigstellungen wird im Prognosezeitraum jedoch noch nicht erwartet.
- Für den Hochbau prognostiziert BauInfoConsult allerdings eine gut gefüllte Auftragspipeline, an deren Abarbeitung die Unternehmen wohl noch 2027 beschäftigt sein dürften.
- Aktuell sieht BauInfoConsult den konjunkturellen Herzschlag der Baubranche nur im Neubausektor – Bestandsgebäude würden weiter zurückgestellt und verfallen weiter.
- Auch bei den steigenden Baupreisen ist laut Jahresanalyse kein Abwärtstrend in Sicht.
Fazit nach rund einem halben Jahr Sondervermögen
Die bisherige Entwicklung zeigt: Die Modernisierung der Infrastruktur hakt und das vor allem an dem Zusammenspiel verschiedener Brennpunkte in der Wirtschaft. Zusätzlich bleiben bürokratische Hürden weiterhin ein zentrales Problem, das die Politik nur schwerfällig zu bewältigen scheint. Auch wenn der Bau-Turbo mehr Digitalisierung und Entlastung verspricht, kann das Bauwesen aufgrund von fehlenden Aufträgen und drohender Kurzarbeit aktuell noch nicht aufatmen. Das Fazit nach rund einem halben Jahr: Das Sondervermögen hat einen bitteren Beigeschmack hinterlassen. Sollte es der Politik weiterhin nicht gelingen, den Zugang zum Geld zu erleichtern, wird der wohl so schnell nicht verfliegen.
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