Zwischen Taskforce und Teamtrainer

Der BIM-Manager

Eva Marion Beck

Das Management von BIM-Projekten ist eine Aufgabe, die weit mehr erfordert als digitale Kompetenz. BIM gestaltet viele Prozesse grundlegend neu und sorgt für viel Bewegung in der Bauwirtschaft. Um die Potenziale von Building Information Modeling aber auch nur ansatzweise zu bergen, müssen Projektbeteiligte geschult werden und konsequent miteinander kommunizieren. Um diese Herausforderung zu meistern, holen sich viele Unternehmen den BIM-Manager an Bord. Wir werfen einen Blick auf ein immer gefragteres neues Berufsprofil und sprechen mit einem BIM-Manager über seinen Alltag.

Gewisse Mühlen mahlen in Deutschland langsamer – so zum Beispiel, was den Einsatz von BIM bei der Planung und Umsetzung von Bauprojekten angeht. Trotzdem wird kein Bauprofi mehr leugnen, dass Betriebe sich mit der Digitalisierung im Allgemeinen und mit BIM im Besonderen befassen müssen, um marktfähig zu bleiben. Für die Minimierung von Fehlern, Kosten, Ressourcen und Terminüberschreitungen ist BIM einfach essentiell, sodass man auf längere Sicht nicht darauf verzichten sollte. Indem ein mehrdimensionales Gebäudedatenmodell den kompletten Lebenszyklus eines Bauwerks simuliert, ist erstmals eine Transparenz möglich, die nie dagewesene Synergieeffekte und Effizienz ermöglicht.

Erfolgreicher Start für BIM-Manager

Was in der Theorie leicht zu begeistern vermag, ist in der Praxis aber nicht immer leicht umzusetzen. Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von BIM ist nämlich, dass die beteiligten Fachbereiche während des Projekts miteinander in Kontakt bleiben. Nicht nur technische Versiertheit ist das A und O bei BIM, sondern konsequente Kommunikation zwischen Architektur, TGA und Statik. Darauf muss sich eine Branche, die nicht gerade für interdisziplinäres Teamplay bekannt ist, erst einmal einstellen. Ein externer BIM-Manager hilft, die Zusammenarbeit zu initiieren und im Flow zu halten, er ist Taskforce, Teamtrainer und Schlichter in einem. „Projekte scheitern nicht wegen Fehlern, die gemacht wurden, sondern weil Menschen nicht über diese Fehler kommuniziert haben und diese deswegen nicht beseitigt worden sind“, bringt Shahin Farahzadi (siehe Foto) es auf den Punkt.

Der BIM-Manager arbeitet bei der formitas AG, die Unternehmen der Baubranche zu Digitalisierungsthemen berät. Oft sind er und sein Team bei einem BIM-Projekt von Anfang an mit dabei. „Ein Planungsbüro ruft uns an und sagt: ‚Wir sind Architekten, keine Projektmanager – könnt ihr bei diesem oder jenem Projekt die BIM-Koordination übernehmen?‘ Oder der Bauherr holt uns schon frühzeitig mit ins Boot, oft bei Großprojekten wie etwa dem Münchener Flughafen. Wir beraten ihn dann über die Ausschreibungen, implementieren digitale Workflows, koordinieren die Planungen und steuern die gesamte Projektvorbereitung.“

BIM-Management als Überzeugungsarbeit 

Zur Projektvorbereitung gehören natürlich auch Schulungen. Es sei kein Hexenwerk, den am Prozess Beteiligten die BIM-Kenntnisse beizubringen, die sie benötigten, so Shahin Farahzadi. Häufig würde hier die Kenntnis einiger grundlegender Schritte ausreichen. Schwieriger aber sei es oft, die Hürden im Kopf zu überwinden. Viele hätten Angst, ihre erlernten Arbeitsstrukturen aufgeben zu müssen. „Dabei ist es ähnlich, wie einem KFZ-Mechaniker ein neues Werkzeug zu geben. Die Arbeit bleibt ja dieselbe. Er bekommt einfach ein zusätzliches, besseres Tool dafür an die Hand.“

 

Überzeugungskraft und Durchsetzungsvermögen braucht es auch, um die Teams verschiedener Fachbereiche – Statik, Architektur, Gebäudetechnik – zu einer flüssigen Kooperation zu motivieren. Da in der Regel nicht alle von vornherein von dem Modell überzeugt sind, muss der Mehrwert von BIM beständig propagiert werden.

Über Fakten statt über Fehler reden

Kommunikationsstärke und Fingerspitzengefühl sind vor allem gefragt, wenn es in einem schon laufenden BIM-Projekt zu Kollisionen zwischen den Gewerken gekommen ist. „Wir gehen hin und schauen, wo es hakt, sind so eine Art Schiedsrichter“, erklärt Farahzadi. Dafür sei es zwar hilfreich, die Bedürfnisse der einzelnen Parteien zu kennen. Aber BIM mache mit seiner Transparenz und Lösungsorientiertheit an dieser Stelle vieles einfacher: „Im Fokus stehen nicht mehr Fehler, sondern überwindbare Hürden, die man gemeinsam hat und die man auch gemeinsam lösen kann. Man spricht nicht mehr über Vermutungen und Schuldzuweisungen, sondern über Fakten – etwa: ‚TGA und Architektur kollidieren an dieser Stelle, schaut doch mal, wer da jetzt seine Planung leicht anpassen muss.‘“

 

Auch nach der offiziellen Tätigkeitsbeschreibung müssen BIM-Manager oft Konflikte in den Bereichen Architektur, Statik und Gebäudetechnik überprüfen, in denen jeweils eigene Modelle angewendet werden. Sie müssen sich mit der gängigen Software in jedem Fachbereich auskennen, um zwischen einzelnen Softwaremodellen eine Schnittstellenoptimierung vornehmen zu können. Das Fachwissen im BIM-Bereich erweitert sich ständig.

Viele Wege zum BIM-Manager

Eine klassische Ausbildung zum BIM-Manager gibt es bislang noch nicht, BIM wird bisher nur in Seminaren und Zertifikatslehrgängen an den Universitäten und Fachhochschulen gelehrt. Das Berufsprofil weist viele Übereinstimmungen mit Aufgaben aus den Bereichen Bauingenieurwesen und Architektur auf. Daher gehen viele BIM-Manager aus diesen Reihen hervor, aber auch Bauleiter, Generalplaner oder Projektsteuerer sind prädestiniert. Was ebenso wichtig ist wie technische Versiertheit, sind Praxiserfahrungen auf der Baustelle und die Fähigkeit, Menschen zu motivieren und ihnen gewerkeübergreifendes Prozessdenken nahe zu bringen.

 

Und wann ist der Tag eines BIM-Managers ein erfolgreicher Tag? Shahin Farahzadi muss nicht lange über die Antwort nachdenken: „Wenn ich merke, dass ein, zwei Leute verstanden haben, dass BIM eigentlich nur Vorteile mit sich bringt. Wenn der Bauherr zum Beispiel kommt und sagt: ‚Schon cool, was ihr da gemacht habt – was kann BIM eigentlich noch so?‘ Wenn man sieht: Da ist wieder ein Stückchen mehr Akzeptanz aufgebaut worden.

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