Baubranche 2023: Entwicklung & Prognose für die Zukunft

Kran als Symbol für den Blick auf die Entwicklung der Baubranche

Wie geht es der Baubranche in Zukunft? Dieser spannenden Frage gehen wir in diesem Artikel nach. Wir werfen einen Blick auf die bisherige Entwicklung der Baubranche 2022 sowie auf die aktuellen Prognosen zur Baukonjunktur 2023 in Deutschland.

Aktuelle Zahlen aus 2022: Baukonjunktur in Deutschland

Im vergangenen Jahr hatten wir die Prognose für das Jahr 2022 aufgestellt, dass die Einflüsse durch Corona immer mehr abnehmen und sich die Baubranche dadurch erholen werde. Die Baukonjunktur in Deutschland sollte – angeführt vom Wohnungsbau – einen Aufschwung erleben. Insbesondere da auch seitens der neuen Bundesregierung verschiedene Versprechen ausstanden, die sich positiv auf das Bauwesen auswirken sollten. Doch seitdem ist viel passiert. Wie sich die Baukonjunktur unter Einfluss der politischen und wirtschaftlichen Lage auf das Bauwesen konkret entwickelt hat, lesen Sie im Folgenden.

Sinkende Umsätze in den ersten Monaten 2022

Während 2021 noch ein leichtes Plus zu sehen war, sieht die reale Entwicklung der Baubranche von Januar bis September 2022 weniger rosig aus. Laut statistischem Bundesamt ergibt sich folgendes Bild:

Umsatz im Bauhauptgewerbe, Januar bis September 2022:

  • -4,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum (real)
  • +11 Prozent zum Vorjahreszeitraum (nominal)

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe, Januar bis September 2022:

  • -7,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum (real, kalender- und preisbereinigt)
  • +7,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum (nominal)

Neue Krisen erschüttern die Bauwirtschaft

Bereits 2021 war geprägt von den Folgen einer Krise. Zwar stieg die Nachfrage insgesamt im Vergleich zu 2020, dennoch waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich spürbar. Zu den bereits verhaltenen Prognosen für 2021 kamen Probleme wie der Baustoffmangel und explodierende Baustoffpreise.

Damals noch die Hoffnung: Im darauffolgenden Jahr sollte die Baukonjunktur in Deutschland wieder an Fahrt gewinnen. Die Krise sollte überwunden werden. Doch dann der Schock: Russland startet Anfang 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Probleme verschärfen sich. Weitere Roh -und Baustoffe – wie Stahl, Bitumen oder Gas, die aus Russland, Belarus oder der Ukraine bezogen werden – sind nun plötzlich ebenfalls knapp.

Weniger Aufträge, mehr Stornierungen

Die weltwirtschaftliche Lage macht eine Planung unmöglich. Die Zinsen steigen. Die Material- und Energiepreise jagen einen Rekord nach dem anderen. Laut ifo-Institut sind im September 2022 16,7 Prozent der befragten Unternehmen von Stornierungen im Wohnungsbau betroffen. Die Anzahl der Baugenehmigungen geht nach Angaben der Tagesschau seit 5 Monaten zurück. Von Januar bis September 2022 wurden 10.000 Wohnungen weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Besonders bemerkbar macht sich der Negativtrend bei Einfamilienhäusern.

Die Tagesschau zeigt im folgenden Video, wie sich diese Fakten konkret auf die Entwicklung in der Baubranche auswirken:

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Ziel der Regierung im Wohnungsbau nicht haltbar

In einem Interview mit dem ZDF im August 2022 macht Bauministerin Klara Geywitz deutlich, dass sie an dem Ziel, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr schaffen zu wollen, festhält. Der Bedarf würde durch Zinsanstiege, Material- und Fachkräftemangel nicht weggehen. Da es schwieriger geworden ist, müssten wir uns jedoch mehr anstrengen.

Für 2022 wird das Ziel von 400.000 Wohnungen verfehlt. Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, prognostiziert in einem anderen Interview mit dem ZDF im November 2022, dass 2022 in etwa 280.000 Wohnungen fertigestellt würden. Axel Gedaschko, Verbandspräsident des Gesamtverbands der deutschen Wohnungswirtschaft, geht sogar von nur 250.000 neu gebauten Wohnungen aus (Quelle: Allgemeine Bauzeitung).

Zukunft der Baubranche: Prognose zur Entwicklung 2023

Explodierende Baustoffpreise, knappes Baumaterial, Fachkräftemangel und eine hohe Inflation – die unsichere weltwirtschaftliche Lage macht eine genaue Konjunkturprognose für die Bauwirtschaft im Jahr 2023 schwierig. Dennoch haben wir hier ein paar Einschätzungen für Sie gesammelt.

Ambitionierte Ziele des „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“

Seit Anfang 2022 gibt es das „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ als Projekt der Ampel-Koalition. Am 12. Oktober 2022 fand der erste Bündnistag statt, der den Bericht „Maßnahmen für eine Bau-, Investitions- und Innovationssoftware“ hervorbrachte. Hier nur einige der 190 Maßnahmen:

  • Bis 2026 sollen dem sozialen Wohnungsbau 14,5 Milliarden Euro an Bundesmitteln bereitgestellt werden.
  • Es soll bundesweit ermöglicht werden einen digitalen Bauantrag zu stellen.
  • Für das serielle und modulare Bauen sollen in Zukunft einmal erteile Typengenehmigungen bundesweit gelten. Dafür müssen entsprechende Regelungen in den Landesbauordnungen verankert werden.
  • Kommunale und regionale Bodenfonds sowie kommunale digitale Potenzial- und Brachflächenkataster sollen in Zukunft beim Umgang mit dem knappen Bauland helfen.
  • Nachhaltiges Bauen soll in den Fokus rücken. Dabei wird der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes hinsichtlich des CO2-Ausstoßes für Baumaterialien, Flächen und Energie betrachtet.

Zweifel, ob 400.000 Wohnungen pro Jahr realistisch sind

All diese Maßnahmen sollen das große Ziel, 400.000 Wohnungen pro Jahr fertigzustellen, unterstützen. Doch von verschiedenen Stellen sind Zweifel zu hören, dass das zu schaffen sei. Gedaschko gibt für 2023 die Prognose ab, dass 200.000 Wohnungen fertiggestellt werden könnten. Im Jahr 2024 rechnet er mit noch weniger neuen Wohnungen (Quelle: Allgemeine Bauzeitung).

Der ZDB rechnet hingegen mit circa 245.000 Wohnungen im Jahr 2023 – gestützt von der noch relativ hohen Auftragslage 2022. Dennoch entspräche das einem Minus von 12,5 Prozent. Wird in Zukunft zögerlicher investiert, müsse man 2024 mit weiteren Einbrüchen rechnen.

Schlechte Prognosen für die Baubranche 2023

Am 6. Dezember 2022 verkündete der Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB) seine Prognosen für die Bauwirtschaft im Jahr 2023.

2023 soll der Umsatz laut ZDB im Bauhauptgewerbe real um 7 Prozent sinken.

Der nominale Umsatz von 157,9 Milliarden Euro im Jahr 2022 soll im Jahr 2023 auf 154,6 Milliarden Euro fallen. Erstmals seit 2009 soll die Anzahl der Beschäftigen sinken – um 7.000 Mitarbeitende.

Umsätze im Wohnungsbau sinken am stärksten

Laut ZDB leide insbesondere der Wohnungsbau unter den weltwirtschaftlichen Folgen, aber auch der Wirtschaftsbau und der öffentliche Bau seien betroffen. Folgende Entwicklung sieht der Verband voraus:

Realer Umsatz im Wohnungsbau:

  • 2022: -4,5 Prozent
  • 2023: -10 Prozent

Realer Umsatz im Wirtschaftsbau:

  • 2022: -5 Prozent
  • 2023: -6 Prozent

Realer Umsatz im öffentlichen Bau:

  • 2022: -7 Prozent
  • 2023: -4,5 Prozent

 

In absoluten Zahlen sowie mit nominaler Veränderung sehen die Prognosen des ZDB so aus:

Infografik mit Prognosen der Umsätze in der Baubranche für Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und öffentlichen Bau
Nur im öffentlichen Bau kann die Baubranche laut Prognosen für 2023 ein Umsatzplus erwarten.

Forderungen des ZDBs für 2023

Trotz der schlechten Prognosen blickt Reinhard Quast, Präsident des ZDB, halbwegs optimistisch in die Zukunft. Die Baubranche konnte sich durch die letzten wirtschaftlich guten Jahre ein solides Polster ansparen und die Betriebe hätten genug Eigenkapital, um die Krise zu überstehen. Dennoch fordert er:

„Wir brauchen jetzt kluge Investitionsanreize sowie öffentliche Investitionen damit es bei der Delle bleibt und damit wir unsere Fachkräfte in der Branche halten können. Denn die Baubedarfe sind ja unbestritten da, egal ob Infrastruktur, Wohnungsbau oder energetische Sanierung“ – Reinhard Quast, ZDB

Baukonjunktur in Österreich & der Schweiz

Ein ähnliches Bild wie in Deutschland zeichnet die Stimmung und die Entwicklung der Baukonjunktur in Österreich und der Schweiz: Auch hier waren die Bauunternehmen 2021 und 2022 mit explodierenden Baustoffpreisen, Lieferengpässen und eklatantem Fachkräftemangel konfrontiert.

Stagflation in Österreich

Das Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) gibt in seinem Bericht aus Oktober 2022 bekannt, dass die österreichische Wirtschaft das erste Mal seit den 1970er-Jahren auf eine Stagflation zusteuert. Dem verarbeitenden Gewerbe droht die Rezession.

Für den Raum Salzburg heißt es, dass die Baukonjunktur weitestgehend stabil sei. Hier ist – ähnlich wie in Deutschland – ein Rückgang im Wohnungsbau zu erwarten. Insbesondere bei privaten Hausbauprojekten rechne man mit einem Minus von bis zu 50 Prozent. Grund hierfür sind die verschärften Bedingungen bei der Kreditvergabe.

Fragiles Wachstum in der Schweiz

Teure Baumaterialien und Fachkräftemangel treffen auch die Schweiz. In einem Artikel aus Juni 2022 des Baublatts heißt es noch, dass die höheren Ansprüche an Nachhaltigkeit zu mehr Aufträgen für 2022 und 2023 führen würden – ungeachtet der höheren Zinsen. Insbesondere Einfamilienhäuser würden 2022 nachgefragt werden, während der Wirtschaftsbau schwächelt.

Im November 2022 berichtet das Baublatt, dass Hoch- und Tiefbau sowie das Ausbaugewerbe von einem Rückgang betroffen seien. Wie sich die aktuellen Entwicklungen auf die Schweizer Baukonjunktur 2023 auswirken, bleibt abzuwarten.

Fazit: Durchwachsene Zukunft der Baubranche für 2023 erwartet

Baustoffmangel, hohe Baustoffpreise, steigende Zinsen, die damit einhergehende geringere Nachfrage von Bauleistungen und vieles mehr wirkt sich negativ auf die Baukonjunktur im Jahr 2023 in Deutschland aus. Insbesondere im Wohnungsbau sind – trotz ambitionierter Ziele der Bundesregierung – die Prognosen für das kommende Jahr nicht rosig. Erstmalig seit 2009 wird zudem ein Rückgang der Anzahl der Beschäftigen erwartet.

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