4-Tage-Woche im Baugewerbe: Geht das – und was bringt es?

Warum die aktuelle Diskussion um die 4-Tage-Woche fürs Baugewerbe interessant sein kann und was beim Ausprobieren wichtig ist

Die 4-Tage-Woche wird aktuell breit diskutiert und gilt als flexibles Arbeitszeitmodell. Dass sie nicht nur für Arbeitnehmende attraktiv ist, sondern auch Vorteile für Arbeitgebende bieten kann, hat die Erfahrung bereits gezeigt: Die 4-Tage-Woche hilft dabei, Beschäftigte zu halten und Nachwuchskräfte zu gewinnen. Sie ist damit ein wirksames Mittel gegen den Fachkräftemangel. Was bei ihrer Einführung zu beachten ist, welche Erfahrungen Unternehmen in der Baubranche schon damit gesammelt haben und wie sie profitieren, erfahren Sie in diesem Artikel.

Vorteile der 4-Tage-Woche für Beschäftigte im Baugewerbe

In den vergangenen Jahrzehnten wäre die Idee noch undenkbar gewesen. Doch aktuell wird die 4-Tage-Woche als ein Mittel angesehen, um Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt zu begegnen. Bei gleichbleibender Wochenarbeitszeit einen Tag weniger pro Woche zu arbeiten, klingt für viele Arbeitnehmende verlockend. Die Vorteile für Mitarbeitende liegen auf der Hand:

 

  • Bessere Work-Life-Balance: Eine 4-Tage-Woche kann sich positiv und entspannend auf das Privatleben der Mitarbeitenden und damit auf ihre Produktivität auswirken. Mitarbeitende haben lange Wochenenden – zur Erholung, um sich um die Familie zu kümmern, ums Ehrenamt oder ihre Hobbys.
  • Die Motivation bei der Arbeit steigt entsprechend.
  • Längere Wochenenden führen meist zu besserer Regeneration.
  • Langfristig bedeutet dies einen niedrigeren Krankenstand,
  • reduzierte Arbeitsunfähigkeit und
  • weniger Burn-out.

Darum kann eine 4-Tage-Woche auch für Bauunternehmen sinnvoll sein

Arbeitgebende haben oft Vorbehalte, wenn es um die 4-Tage-Woche geht: „Für die Baubranche passt das nicht, das könnten wir nie umsetzen“ oder „Wie sollen wir denn da die Arbeit schaffen?“ Das ist verständlich. Erste Erfahrungen zeigen jedoch: Eine motivierte Belegschaft liefert bessere Ergebnisse, daher kann die 4-Tage-Woche auch Arbeitgebenden Vorteile verschaffen. Bisherige Erfahrungen haben außerdem gezeigt, dass sich weitere Vorteile ergeben, wenn man die Wochenarbeitszeit auf nur vier Tage verteilt.

 

  • Die Attraktivität von Unternehmen steigt: Bauunternehmen können durch die Einführung einer 4-Tage-Woche ihr Image als familienfreundliche Arbeitgebende verbessern.
  • Eine verkürzte Arbeitswoche ist ein Mittel zur Mitarbeiterbindung, denn sie kann das Wohlbefinden und die Motivation der Mitarbeitenden steigern.
  • Sie hilft gegen den Fachkräftemangel:

Unternehmen verzeichnen mehr Bewerbende, wenn sie eine 4-Tage-Woche anbieten

  • Längere Wochenenden führen langfristig zu einem niedrigeren Krankenstand.
  • Werden Baustellen nur an vier Tagen – dafür an den einzelnen Arbeitstagen dann länger – bearbeitet, kann dies zu einer Effizienzsteigerung führen: Die An- und Abfahrt lohnt sich noch mehr für längere Arbeitstage. Auch die Bereitstellung von Arbeitsmaterialien und die Einrichtung der Vorgänge nimmt anteilsmäßig weniger Zeit in Anspruch. Es spart außerdem Fahrten, teuren Treibstoff – und damit letztlich auch CO2 ein.
  • Die 4-Tage-Woche gibt Anreize für eine noch bessere Planung und ermöglicht so mehr Effizienz für Unternehmen.

So bewerten Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände die 4-Tage-Woche

Die Resonanz auf Vorstöße zur 4-Tage-Woche fällt unterschiedlich aus. Der Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, betont, dass die 4-Tage-Woche für alle Berufe ohne Möglichkeit zum Homeoffice umgesetzt werden sollte.

Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, ist dagegen der Ansicht, es könne keine allgemeine Lösung geben, und die Branchen müssten individuelle Entscheidungen treffen.

Auch der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB), Michael Gilka, ist skeptisch. Er hält die Einführung der 4-Tage-Woche für unrealistisch.

Bauunternehmen machen überraschend gute Erfahrungen mit der 4-Tage-Woche

Es gibt schon Bauunternehmen, die die 4-Tage-Woche ausprobieren – mit überwiegend positiven Ergebnissen. Das österreichische Bauunternehmen HANDLER Gruppe hat unlängst die 4-Tage-Woche eingeführt – mit Erfolg. Das Unternehmen hatte Tätigkeiten ausgemacht, die zu Zeitverschwendung führten, und die Prozesse optimiert. Dadurch laufen die Arbeiten heute an vier Tagen effizienter als früher an fünf. Besonders erfreut war Geschäftsführer Markus Handler jedoch darüber, dass sich viele Mitarbeitende im Vorfeld fragten, ob die Qualität der Arbeit unter dem neuen Modell insgesamt womöglich leiden könnte. „Das Personal hat im Sinne des Unternehmens gedacht“, freut sich Markus Handler.

 

Übrigens: Die HANDLER Gruppe steuert ihre Prozesse mit der Bausoftware Success X. Auch andere Bauunternehmen wählten die 4-Tage-Woche als Antwort auf Herausforderungen, etwa weil keine Nachwuchskräfte zu finden waren. In vielen Fällen brachte das veränderte Zeitmodell die Wende.

Die 4-Tage-Woche im Baugewerbe in der DACH-Region

Grundsätzlich können Unternehmen in Ländern, in denen die gesetzliche Höchstarbeitszeit entsprechend geregelt ist, das Arbeitszeitmodell der 4-Tage-Woche einführen.

Deutschland:

In Deutschland ist die 4-Tage-Woche prinzipiell möglich, da die Höchstarbeitszeit pro Tag auf 10 Stunden begrenzt ist. Durch die Verteilung von 40 Stunden auf 4 Tage kann dieses neue Arbeitszeitmodell ermöglicht werden.

Österreich:

Auch in Österreich ist das Arbeitszeitmodell der 4-Tage-Woche möglich. Hier beträgt die tägliche Höchstarbeitszeit laut dem Arbeitszeitgesetz sogar 12 Stunden. Daher kann die Arbeitszeit an den 4 Tagen unterschiedlich gestaltet werden.

Schweiz:

Die Wochenarbeitszeit in der Schweiz ist üblicherweise höher als in Deutschland und Österreich. Daher geht die 4-Tage-Woche hier meist mit einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit einher. Nicht immer kann dies bei vollem Lohnausgleich geschehen. Einige Unternehmen kürzen den Lohn leicht, andere erwarten von ihren Mitarbeitenden, wegen Krankheit verlorene Tage nachzuholen. Dennoch machen Unternehmen auch in der Schweiz gute Erfahrungen mit der 4-Tage-Woche, da die Mitarbeitermotivation insgesamt steigt.

Das sollten Bauunternehmen beachten, wenn sie die 4-Tage-Woche ausprobieren

Sie überlegen, die 4-Tage-Woche einmal auszuprobieren? Dann sind einige Dinge zu beachten: Die zulässige Wochenarbeitszeit darf nicht überschritten werden und grundsätzlich muss immer die genaue Arbeitszeit erfasst werden. In Deutschland kann die Wochenarbeitszeit bei einer 4-Tage-Woche auf bis zu 10 Stunden pro Tag aufgeteilt werden. Für minderjährige Auszubildende gelten allerdings kürzere Arbeitstage.

 

Wichtig: Überstunden sind innerhalb einer 4-Tage-Woche mit 40 Wochenarbeitsstunden nicht möglich, da die maximale tägliche Stundenzahl bereits erreicht ist. Auch freiwillige Zeitüberschreitungen sind dann nicht möglich. Sollen dennoch weitere Arbeitsstunden geleistet werden, muss dies also an einem weiteren Tag geschehen. Wegen Krankheit versäumte Zeit muss nicht nachgeholt werden. Grundsätzlich sind die vier Arbeitstage frei von Mo bis Sa wählbar, es ist daher auch denkbar, bei größeren Projekten mit mehreren wechselnden Schichten zu arbeiten.

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Möchte ein Unternehmen die 4-Tage-Woche erst einmal ausprobieren, kann der Betrieb jederzeit zur 5-Tage-Woche zurückgehen.

Wird die 4-Tage-Woche dagegen verbindlich eingeführt, ist das Unternehmen daran gebunden. In diesem Fall muss der Betriebsrat eingebunden werden, sofern es einen solchen im Unternehmen gibt, und eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen werden. Arbeitgebende müssen darauf achten, dass alle Beschäftigten die gleichen Rechte haben – es sei denn, es gibt Gründe, aus denen manche Mitarbeitende fünf Tage arbeiten müssen, etwa Bürokräfte wegen der besseren Erreichbarkeit.

Fazit:

Erste Erfahrungen von Unternehmen zeigen, dass sich das Arbeitszeitmodell der 4-Tage-Woche auch in der Baubranche umsetzen lässt. Die Voraussetzung sind effiziente Prozesse. Dabei helfen digitale Zeiterfassung, Geräteverwaltung und eine effiziente Durchführung und Kontrolle aller Prozesse. Digital, integriert und benutzerfreundlich. Dann geht da noch deutlich mehr – auch in vier Wochentagen. Bevor flächendeckende Vereinbarungen mit Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden getroffen werden können, müssen Unternehmen allerdings noch weitere Erfahrungen in der Praxis sammeln.

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