Braucht in Zukunft jeder Baubetrieb einen BIM-Manager?

Wir haben bereits 2020 das Berufsbild des BIM-Managers vorgestellt, und welche beruflichen und persönlichen Voraussetzungen für diese Tätigkeit erforderlich sind. In den letzten 3 Jahren hat das Thema BIM noch mehr an Fahrt aufgenommen.

Eva Marion Beck

Wie wirkt sich das auf das Profil des BIM-Managers aus? Ist diese Position mittlerweile auch öfter in ausführenden Bauunternehmen zu finden? Können auch kleine bis mittlere Unternehmen von einem BIM-Manager profitieren? Erfahren Sie in diesem Artikel mehr.

Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt

Die größte Herausforderung beim Bauen ist die mangelnde Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten. Das Resultat sind hohe Kosten und Fehlerquoten. Building Information Modeling schafft Transparenz zwischen den Akteuren und ebnet einer effizienteren Zusammenarbeit den Weg. Kein Wunder, dass die „Wunderwaffe“ BIM unter Bauherren immer beliebter wird.

 

Dennoch fehlen die Experten. An deutschen und österreichischen Hochschulen werden zwar begleitende Zertifikatsstudiengänge angeboten, die sich an Fachkräfte aus den Bereichen Bau, Architektur und Facility Management mit einem akademischen Abschluss und erster Berufspraxis wenden. Zudem ist zu beobachten, dass Building Information Modeling sukzessive in das Studium zum Bauingenieur integriert wird und es auch immer mehr BIM-Weiterbildungen für Bauhandwerker gibt.

Was macht gute BIM-Manager aus?

Aber um als BIM-Manager zu arbeiten, reicht es nicht, mit den Programmen umgehen zu können. Es bedarf vor allem ausgeprägter Kommunikationsfähigkeiten und Praxiserfahrung in der digitalen Planung von Bauprojekten. Das bestätigt auch Frank Walter, Geschäftsbereichsleiter Performance Driven Engineering beim Planungs- und Beratungsunternehmen Arcadis. Der Architekt und Diplom-Ingenieur organisiert Mitarbeiterschulungen und rekrutiert Talente innerhalb und außerhalb des Unternehmens. „Wir brauchen keine Theoretiker, die uns strategische Konzepte zur Implementierung von BIM an sich präsentieren. Bei uns geht es darum, konkrete Projekte umzusetzen. Hier lernen wir aber auch gerne von Talenten und adaptieren neue Workflows, um jeden Tag ein Stückchen besser zu werden“, so Walter, der selbst als Architekt begonnen und sich sukzessive in das Thema eingearbeitet hat.

Die beste BIM-Managerin im Team ist übrigens eine Kollegin jenseits der 50, die Talent für Software, Prozesse und Effizienz bewiesen hat – und Kommunikationsstärke. Die ist für einen BIM-Manager nämlich essenziell. Er lässt sich mit einem digitalen Bauleiter vergleichen, hält von der Planungsphase bis zur Fertigstellung eines Projekts alle Fäden in der Hand und arbeitet sehr eng mit Architekten, Statikern und TGA-Fachkräften zusammen. Er erstellt Leitfäden für die Baubeteiligten und schafft damit die Basis, um BIM in die täglichen Arbeitsprozesse zu integrieren. Darüber hinaus kontrolliert er die Workflows rund um Planung und Bau und sorgt dafür, dass der Zeit- und Kostenplan eingehalten wird. In größeren Unternehmen oder Projekten steht ihm dabei manchmal ein BIM-Koordinator zur Seite, der innerhalb des Projektteams für die Überwachung der 3D-Projektdaten für einen reibungslosen Datenaustausch verantwortlich ist. Bislang ist eine klare Abgrenzung der Berufsfelder des BIM-Managers und des BIM-Koordinators übrigens nicht möglich – oft werden beide Begriffe synonym verwendet.

Der Werdegang der erfolgreichen BIM-Managerin bei Arcadis spiegelt übrigens den aktuellen Trend wider: Der Löwenanteil der BIM-Manager werden von Planungsbüros und Bauunternehmen selbst ausgebildet, indem sie ausgewählte Mitarbeitende mit praktischer Erfahrung und viel Affinität hinsichtlich digitaler Arbeitshilfsmittel intern oder extern schulen lassen.

BIM-Management in kleineren Baubetrieben

Gegenwärtig sind BIM-Manager nur bei großen Ingenieur- und Architekturbüros, aber auch bei Bauträgern und öffentlichen Verwaltungen beschäftigt. Da sie für das Handling komplexerer Prozesse und Kooperationen zuständig sind, wird sich dies auf lange Sicht wohl auch nicht ändern.

 

Trotzdem sollte BIM-Management und -Koordination auch für Handwerker und kleinere Dienstleister kein Fremdwort sein. Auch sie müssen ihre Prozesse digitalisieren, denn sie sind ebenfalls Teil der Wertschöpfungskette Planen – Bauen – Betreiben. Das bedeutet, dass auch die bauausführenden Unternehmen in der Lage sein müssen, BIM-Modelle und digitale Planunterlagen über mobile Endgeräte wie Smartphone und Tablet abzurufen und zu nutzen sowie mit anderen Projektbeteiligten zu kommunizieren.

 

Hier ist oft die Ernennung eines „BIM-Beauftragten“ aus den eigenen Reihen ein kluger Schritt. Er hat die Aufgabe, nach einer entsprechenden Fortbildung Kollegen zu schulen und in größeren Projekten als Bindeglied zwischen dem Betrieb und dem zuständigen BIM-Manager sowie anderen Partnern zu vermitteln.

BIM braucht Leidenschaft

Die Rolle des BIM-Beauftragten mit eigenen Mitarbeitenden zu besetzen und in ihre Weiterbildung zu investieren, hat einige Vorteile. Denn so wird die BIM-Idee in den eigenen Reihen „großgemacht“, was den Kollegen die Identifizierung mit dem „neuen Wind“ erleichtert. Auch hier ist ein großer Pluspunkt, wenn der neue BIM-Beauftragte Menschen mitziehen kann. Denn nur von Beteiligten, die den Nutzen von BIM erkennen und sich überzeugen lassen, kann man die nötige Unterstützung erwarten. “Es waren und sind letztlich Menschen, deren Experimentierfreudigkeit und Ausdauer sowie deren unbedingter Wille alle im mittleren Management überzeugen, dass die BIM-Methode ein wichtiger Game Changer ist“, bestätigt auch Walter.

 

Ebenso wichtig wie die fachliche Kompetenz des zukünftigen BIM-Beauftragten in Ihrem Betrieb sind Kommunikationsfreude, Leidenschaft und Durchhaltevermögen. Denn BIM ist letztlich weit mehr als eine Methode oder System – es ist eine Workflow-Kultur der offenen Kommunikation und des Austauschs.

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